BEITRAG TZ MÜNCHEN // BEATRICE OSSBERGER

Wohn-Schlafraum, Bad, Balkon: Zhyar Mahmood (29) führt stolz durch die Einzimmer-Wohnung in Sendling, in die er vor einem halben Jahr eingezogen ist. Die Möbel hat er sich selbst ausgesucht, die Firma hat ihm später die Kosten dafür erstattet. Nicht nur diese: Der Iraker arbeitet bei der Gebäudereinigungsfirma Wasserle in Kaufering, die ihm das günstige Apartment verschafft hat. Mahmood kann sich also bei seinem Chef für die Werkswohnung bedanken. Ein Beispiel, das noch mehr Nachahmer finden sollte, hofft auch die Münchner Industrie- und Handelskammer (IHK).

Vor fünf Jahren hat Zhyar Mahmood als Hilfskraft bei der Firma im Kreis Landsberg am Lech angefangen. Mittlerweile ist er zum Materialfahrer aufgestiegen. Anfangs wohnte er noch in einer Asylbewerberunterkunft und pendelte täglich eine Stunde zur Arbeit. Von der neuen Wohnung aus ist er jetzt in 20 Minuten am Logistikstandort.

Mahmoods Chef Markus Wasserle hatte das Einzimmer-Apartment als Werkswohnung angemietet und vergünstigt an seinen Mitarbeiter weitergegeben. Die Miete für die 38-Quadratmeter-Wohnung: 850 Euro warm. Mahmood muss davon 600 Euro bezahlen. Den Rest übernimmt sein Chef. Für Markus Wasserle geht diese Rechnung auf. Bereits seit 2011 kümmert sich sein Unternehmen um Wohnraum für die Angestellten. „Schon damals habe ich gemerkt, dass es für meine Mitarbeiter schwer ist, eine Wohnung zu finden.“ Der Unternehmer hat seitdem das Angebot ausgebaut. Aktuell leben von den 425 Beschäftigten rund 50 in Wohnungen und Häusern, die Wasserle angemietet oder gekauft hat.

„Das Wohnungsangebot schafft für unsere Mitarbeiter Sicherheit. Sie können sich auf ihre Arbeit konzentrieren und sich fortbilden, was sich wiederum auf die Qualität ihrer Arbeit auswirkt.“Dies könne er beim Kunden geltend machen und entsprechende Preise verlangen. „Es ist eine Winwin-Situation für alle. Die Mitarbeiter sind zufrieden, die Kunden sind zufrieden und damit entsteht in der Firma eine entsprechende Wertschöpfung.“

Markus Wasserle ist nicht der einzige Unternehmer, den das Mitarbeiterwohnen umtreibt. Seit zwei, drei Jahren erhalte sie so viele Anrufe wie noch nie von Firmen, die sich dazu kundig machen wollen, sagt Annette Hilpert, Leiterin des Referats Stadt- und Regionalentwicklung bei der IHK München und Oberbayern. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Hilpert: „Die Mitarbeiterwohnung ist ein klarer Wettbewerbsvorteil. Wenn sich die Gehälter wenig unterscheiden, wird sich die Fachkraft immer für die Firma entscheiden, die auch eine preiswerte Wohnung anbieten kann.“

Original-Artikel als PDF ansehen